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Krankenkassenbeiträge steigen

Gesetzlich Krankenversicherte müssen sich 2021 auf deutlich höhere Prämien einstellen. Das lassen die Aussagen mehrerer Krankenkassen-Chefs befürchten. Die Coronakrise ist nur ein Grund für steigende Prämien.

Der eine ist Chef von den Ortskrankenkassen, der andere von der Techniker Krankenkasse: mit mehr als zehn Millionen Mitgliedern größter Krankenversicherer Deutschlands. Doch was AOK-Chef Martin Litsch und TK-Chef Jens Baas in den letzten Tagen fast gleichlautend verkündet haben, lässt nichts Positives für die gesetzlich Krankenversicherten erwarten. Die Vorstände warnen davor, dass sich der Zusatzbeitrag bis 2022 verdoppeln könnte: auf 2,5 Prozent des Bruttogehaltes!

Dass die Beiträge steigen, hatten schon die Experten des Bundesgesundheitsministeriums prognostiziert. Demnach soll der durchschnittliche Zusatzbeitrag für 2021 um 0,2 Punkte auf 1,3 Prozent klettern. Doch das war der Schätzwert vor der Coronakrise, die den Krankenversicherern zusätzliche Kosten beschert hat. Corona-Tests müssen finanziert, Intensivbetten angeschafft und Schutzausrichtungen besorgt werden: All das kostet. Entsprechend haben die Krankenkassen allein im dritten Quartal 2020 ein Defizit von drei Milliarden Euro eingefahren.

Folglich hat die Techniker angekündigt, ihre Zusatzbeiträge schon im kommenden Jahr zu erhöhen. Das Vorgehen des Marktführers dürfte Signalwirkung für viele andere Kassen-Anbieter haben. Unklar sei noch, ob das bereits zum Jahreswechsel oder erst zur Jahresmitte hin erfolge. Der Zusatzbeitrag wird zusätzlich zum allgemeinen Beitragssatz von 14,6 Prozent erhoben, Arbeitnehmer und -geber zahlen je die Hälfte der Kosten.

Steigende Beiträge im Kassensystem resultieren jedoch nicht aus der Coronakrise allein. Der Gesetzgeber hat die Kassen verpflichtet, Reserven abzuschmelzen. Das hilft aktuell sogar noch, um die Beiträge abzufedern, weil die Anbieter geringere Zusatzbeiträge erheben, als für die Deckung der Kosten notwendig wäre. Zugleich müssen aber auch acht Milliarden Euro aus dem Reservetopf abgeführt werden, damit die Politik Finanzierungslöcher stopfen kann.

Darüber hinaus belasten Mehrkosten als Folge von Gesundheitsreformen die Finanzlage. Unter anderem sollen die Kliniken dazu verpflichtet werden, bessere Betreuungsschlüssel für Patienten einzuführen. Auch die Alterung der Gesellschaft und hohe Medikamentenpreise belasten die Versicherer. Wird der Beitrag angehoben, haben Kassen-Versicherte ein einmonatiges Sonderkündigungsrecht. Der Beitrag sollte aber nicht das einzige Kriterium sein, weshalb man sich für oder gegen eine Krankenkasse entscheidet. So gibt es Unterschiede bei Leistungen und Service. Wer gute Erfahrungen gemacht hat, die Sachbearbeiter bereits persönlich kennt und Ansprechpartner vor Ort findet, hat gute Gründe, seinem Anbieter treu zu bleiben.

Darüber hinaus kann auch ein Wechsel zu einem privaten Anbieter erwogen werden – wenngleich die PKVen ebenfalls in manchen Tarifen den Preis anheben müssen. Doch während im gesetzlichen System finanzielle Engpässe oft damit beantwortet werden, dass Leistungen aus dem Katalog fliegen, sind diese Privatversicherten vertraglich garantiert. Über Vor- und Nachteile klärt ein Beratungsgespräch auf.

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